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Heute ist der Tag der Handschrift. Ziemlich skurril, aber scheinbar besteht eine wirkliche Notwendigkeit, sich doch einmal einige Gedanken zu diesem Thema zu machen.

Seinen Ursprung hat dieser Tag in den USA, wo an einem 23. Januar ein gewisser John Hancock geboren wurde. Das ist insofern bedeutsam, da Hancock der erste war, der die amerikanische Unabhängigkeitserklärung unterzeichnete (4. Juli 1776). In den USA wurde der „Tag der Handschrift“ im Jahr 1977 eingeführt.

Überraschend und gleichzeitig bedenklich zeigen sich einige Entwicklungen, die sich zu diesem Thema in unseren Nachbarländern tun: Mehr und mehr wird die Handschrift zur Nebensache, ja, in manchen Staaten ist sie nicht einmal mehr Bestandteil des Bildungsplans der Schulen. Seit vergangenem Herbst müssen finnische Schüler beispielsweise keine Handschrift mehr erlernen. Hier setzt man ausschließlich auf das Schreiben an Tablet und PC. In den USA gibt es ähnliche Überlegungen, ebenso in der Schweiz. Hier wird gerade diskutiert, ob die „Schnürli-Schrift“ nicht den Weg zum Bildungs-Schafott gehen muss.

Untersuchungen haben ergeben, dass die Feinmotorik und die Merkfähigkeit durch das Erlernen der Handschrift wesentlich gefördert werden. Dies scheint jedoch hinter den Abwägungen zurückzustehen, die Kinder bestmöglich auf die Geschwindigkeit der digitalen Welt vorbereiten zu wollen, wo zugegebenermaßen die Handschrift nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Und wie sieht es hierzulande aus? Zwar unterstützt der Großteil der Lehrer weiterhin das Erlernen der Handschrift und hält an Symboliken wie dem Füller-Führerschein fest. Wirft man jedoch einen Blick auf die Internetseite des Bundesinnenministeriums, so findet man dort den Slogan „Einmaleins und ABC nur noch mit PC“. Nun ja, da scheint sich auch bereits eine Front gegen die Handschrift gebildet zu haben – und deren poetische Begabung hat offensichtlich als erstes darunter gelitten…

Persönlicher Kommentar:

Das Verschwinden der Handschrift ist auch das Verschwinden geschriebener Gefühle. Jeder, der bereits einen handschriftlichen Liebesbrief erhalten hat, weiß, dass dessen Wirkung tiefgehender ist als ein ausgedrucktes Stück Papier, schlimmer noch, eine elektronisch versandte Textnachricht via Email, WhatsApp oder SMS. Eine persönliche Note kann man eben auch mit der Auswahl verschiedener Schriftarten am PC oder Tablet nur schwer erreichen.

Kinder wachsen mit Computern auf, erlernen den Umgang damit spielerisch, schnell und „natürlich“. Das ist gut so, denn im späteren Berufsleben führt kaum ein Weg daran vorbei, einen Computer als festen Bestandteil des eigenen Arbeitsumfeldes zu sehen. Aber sollte deshalb die gesamte Motorik darauf eingerichtet sein? Lernsoftware fördert die Arbeit am zweidimensionalen Gerät – letztendlich sind es aber doch immer nur Tastaturen, an denen man schreibt. Füller und Stifte werden zu antiquierten Utensilien, deren Handhabung nach und nach ausstirbt.

Vor kurzem erhielt ich eine Nachricht. Es war eine Entschuldigung einer Bekannten, die mich sehr verletzt hatte. Sie erklärte Ihre Beweggründe und bat um Verzeihung. Trotzdem meine Verärgerung noch immer nicht abgeebbt war, verzieh ich ihr. Warum? Sie hatte einen 7-seitigen, handschriftlich verfassten Brief geschrieben und damit dessen persönliche Wichtigkeit unterstrichen. Hätte ich stattdessen eine Email von Ihr erhalten, hätte ich dieser nur kurz Beachtung geschenkt – in dem Moment, in dem ich sie ungeöffnet in den Papierkorb verschoben hätte.

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