Manchmal kommen einem schon Zweifel, ob man seine eigenen, recht großspurigen Versprechen wirklich erfüllen kann. „Natürlich“, so tönt es mir selbst noch in den Ohren, „kann ich für Sie zukünftig Ihren Blog schreiben. Physik ist ohnehin mein favorisiertes Themengebiet.“ Diese, meine, Aussage glaube ich manchmal selbst – bis zu dem Moment, an dem ich vor der Tastatur sitze und mir dann doch wieder einfällt, dass mir in meiner lang zurückliegenden Schulzeit mehrfach jegliches Talent und Verständnis für genau diese Physik vollkommen zurecht abgesprochen wurde.
Kirche, Finanzen und käuflicher Sex
Es gehört zum Schicksal eines Texters/Redakteurs, dass er über Themen berichtet, in denen er nicht gerade eine Hochbegabung aufweisen kann. Aber genau das macht diese Tätigkeit so interessant. In den letzten Tagen schrieb ich Texte für einen ökologischen Energieerzeuger, eine christliche Partnerbörse, ein Finanzmagazin (meine hochgeschätzte Kundenbetreuerin bei der Bank würde die Hände vor dem Gesicht zusammenschlagen), einen Eskortservice, 2 DJ`s und ein Architekturbüro. Nicht zu vergessen das Bad Honnefer Unternehmen für vorbeugenden Brandschutz und die diversen Online-Marketing-Agenturen, für die ich ihren Blog schreiben darf. Soll mich die Physik da wirklich noch schocken?
Die Antwort ist: Ja!
Themen, die einem nicht von Natur aus geläufig sind, benötigen zwei Dinge, damit man über sie fachgerecht und inhaltlich korrekt schreiben kann: Zum einen ist man als Texter auf ein eingehendes Briefing des Kunden angewiesen. Zum anderen erfordert es umfangreiche Recherchearbeit, um für einen Text wirklich die inhaltliche Richtigkeit garantieren zu können. Immerhin, und das mache ich mir jeden Tag aufs Neue bewusst, lesen viele Menschen die Berichte und sie tragen zur Meinungsbildung bei. Hier ist definitiv kein Platz für Halbwahrheiten oder allzu persönliche Sichtweisen. Trotzdem versuche ich stets, die Texte individuell zu gestalten, meine persönliche Note einfließen zu lassen. Texte von der Stange, nein, das ist nichts, was mich zufriedenstellen würde (und meine Kunden wohl auch nicht).
Die Freude, einen Blog schreiben zu dürfen
Newsletter haben noch immer ihre Berechtigung. Aber sie haben eines mit „realen“ Briefen gemeinsam: Man liest sie (oder auch nicht) und dann landen sie im Papierkorb. Im Gegensatz dazu sind Berichte in einem Blog immer wieder abrufbar. Sie verschwinden nicht in den unendlichen Weiten des Internets, sondern bilden ein Archiv verschiedenster Einblicke zu einem Thema, einem Unternehmen oder einer Person. So sind sie eine Art virtuelles Tagebuch. In Blog-Texten wird offener gesprochen, als es auf „starren“ Internetseiten der Fall ist. Zumindest tue ich das gerade – mit Freude daran, etwas in diesen Blog schreiben zu dürfen.
Trotzdem wird es jetzt Zeit, das nachzuholen, was ich damals im Unterrichtsfach Physik alles verpasst habe…